Nach 60 Jahren auf der Bühne habe ich jetzt mein geliebtes Banjo für immer in den Koffer zurücklegen müssen! Ein schwerer Entschluss, aber wegen einer fortschreitenden Arthrose in den Händen kann ich den eigenen hohen Ansprüchen an mein Spiel in keiner Weise mehr gerecht werden – „It’s time to say goodbye“.

Was mir jedoch niemand nehmen kann, sind wunderbare Erinnerungen an 60 Jahre auf der Bühne und in den Aufnahmestudios, die ich mit großartigen Kollegen und wundervollen Bands teilen durfte. Gestatten Sie mir, hier ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen:

Angefangen hat alles 1959 mit einer Schulband des Internats Marienau, die von einem Lehrer mit dem Schulbus zu ersten öffentlichen Auftritten in Lüneburg begleitet wurde.

Dann in Hamburg die „Sister Kate’s Jazzmen“, die „New Orleans Hot Owls“ und 1965 Gründungsmitglied von „Abbi Hübner’s Low Down Wizards“. 1970 dann ebenfalls Mitbegründer der „Jazz Lips“ – eine der besten Bands des Europäischen Kontinents - mit denen ich im kommenden Jahr das 50jährige Bestehen hätte feiern können.

Sehr erfolgreicher Abstecher mit „Meyer’s Dampfkapelle“ & Hans Scheibner: 1974 mit dem „Fließband“ wochenlang die Nr.1 in der Hitparade des NDR und weit über 50 TV-Shows in zwei Jahren sowie Tourneen mit dieser Band an der Ostküster der USA, in Nord Dakota und Acapulco/Mexiko. Aus dieser Zeit resultiert auch eine langjährige musikalische Freundschaft mit dem Klarinettisten und Saxofonisten Reiner Regel mit seinen Bands „Clarinet Special“ und „Airmail“, die bis heute andauert. Unsere damaligen jährlich stattfindenden wochenlangen Engagements in den Jazz-Clubs von Zürich und Wien sind bereits legendär, und so manches gebrochene Herz wurde dort zurückgelassen…

Zahlreiche Auftritte als Solist beim New Orleans Jazz & Heritage Festival, bei Banjo-Festivals in San Jose und Kansas City. Und daraus resultierend Schallplattenaufnahmen in Baltimore, zusammen mit dem wohl weltbesten Banjoisten Buddy Wachter. Ein Amerikanischer Musik-Journalist schrieb nach Veröffentlichung der LP: „Dies ist eine Schallplatte, an der sich alle Banjospieler über Jahre hinaus messen lassen müssen. Mitte der 80er Jahre organisierte ich dann mehrere Tourneen unter dem Titel „Int. Banjo-Festival“, mit so großartigen Künstlern wie Buddy Wachter, Bela Fleck, Tony Trischka, Buck Kelly etc. etc.

Ein weiterer Höhepunkt, der mich über Jahre hinaus geprägt hat, war die langjährige enge Freundschaft mit dem Chicagoer Banjo-Veteranen „Banjo“ Ikey Robinson – mit Auftritten in den Jazz Clubs von Chicago und zwei ausgedehnte Europa-Torneen und Plattenaufnahmen mit ihm und den „Jazz Lips“

Tourneen, Konzerte und Plattenaufnahmen in ganz Europa, mit so großartigen Musikern und Bands wie z.B. Lillian Boutté, Dr. Michael White’s „Liberty Jazz Band“ aus New Orleans, der „Harlem Blues & Jazz Band“ aus New York mit Veteranen wie Tommy Benford (Drums, Jelly Roll Morton Band), George James (Sax, Jabbo Smith Band), Franc Williams (Tp, Duke Ellingon Orchestra).

1994 startete ich dann für fast 20 Jahre Konzerte in der Hamburger Laiszhalle und anschließende Tourneen mit meinen „European Jazz Giants“, mit der absoluten Elite der Eurpäischen Jazz Musiker. Viele CDs zeugen heute von der hohen Qualität und Spielfreude dieser Band.

Ein weiterer Höhepunkt meiner musikalischen Laufbahn war die Gründung der internationalen All Stars Band „Andy Cooper’s Euro Top 8“, wo ich auch als Co-Leader fungierte. Andy Cooper (cl), Mike Cotton (tp), Johnny Barnes (sax), Ulf Johansson-Werre (tb), Dirk Vander Linden (p), Nick Millward (d) und Tucker Finlayson (b). Mit dieser Band war ich über 10 Jahre in ganz Europa „on the road“. Und da ich gleichzeitig auch bei den Jazz Lips und anderen Projekten aktiv war, war mein jährlicher Terminkalender mit 110-120 Konzerten bestens gefüllt.

Mein „Schallplatte-Biograph“ Gerard Bieldermann listet in seiner EUROJAZZ DISCOS (last Edition 2008) sechsundachtzig Schallplatten, CDs, DVDs auf. Mittlerweile werden es wohl gut 120 Tonträger sein – ich habe sie nicht mehr gezählt. Da habe ich ja zu meinem „Feierabend“ noch ordentlich was zu hören, und es wird keine Langeweile aufkommen, wenn es dann heißt „weist Du noch, damals…)

Ein von ganzem Herzen und mit Wehmut kommendes DANKESCHÖN an alle Musiker, mit denen ich im Laufe der 60 Jahre zusammen auftreten und eine wunderbare Zeit verleben durfte.

Ein ebensolches DANKESCHÖN an mein Publikum, für den vielen Zuspruch, die langjährige Treue und den vielen Applaus, den ich so sehr genossen habe (und den ich schmerzlich vermissen werde!)

Eine Bitte an mein Publikum sei mir zum Abschluss noch gewährt, wann immer Sie mich bei irgendeiner Gelegenheit treffen. Seien Sie bitte nicht so hanseatisch zurückhaltend und sprechen mich an mit „Hallo, Herr Meyer, wie geht es?“ Kommen Sie einfach zu mir, klopfen mir auf die Schulter und sagen „Hallo Peter, was möchtest Du trinken!“

In diesem Sinne – Dank für 60 wundervolle Jahre.

Euer Peter „Banjo“ Meyer